Der Tag startet für uns mit einem reichhaltigen auch für europäische Verhältnisse sehr üppigen und abwechslungsreichen Frühstücksbrunch. Gegen sieben Uhr erwartet uns Chombah in seinem extra für uns frisch herausgeputzten Wagen, bereit für unsere erste Tagessafari. Ich frage mich, warum Chombah sich die Mühe gemacht hat seinen Wagen so für uns herauszuputzen, hat der trockene, bräunliche Savannenstaub das Auto doch in kürzester Zeit wiedererobert. Immer tiefer fahren wir hinein in Kenias tierreichstes unendlich weit reichendes Reservat, der Massai Mara.
Die Masai Mara ist Teil des nördlich an die Serengeti anschließenden Serengeti Nationalparks. Das Gebiet liegt auf rund sechzehnhundert Metern Höhe über dem Meeresspiegel und hat eine Fläche von gut fünfzehnhundert Quadratkilometern. Die in diesem Gebiet lebenden Massai haben ganz eigenartige Traditionen. Massai Frauen werden hier beschnitten. Im Alter zwischen acht und sechzehn Jahren wird den weiblichen Massai die Klitoris entfernt. Manchmal sterben sie daran. Anders als die männlichen Massai, die während des Austauschs zwischenmenschlicher Bedürfnisse und Körperflüssigkeiten volles Lustempfinden haben dürfen, gehen die Massai Frauen leer aus. Nach dem Geschlechtsakt werden sie wieder zugenäht. Sie bekommen das Kind, werden wieder zugenäht und dürfen einen Monat lang ihr Haus nicht verlassen. Massai Frauen sind zuständig für ihre Kinder, den Haushalt und das Bauen der Häuser. Massai Männer haben mindestens drei Frauen. Die Massai Männer treiben ihre Rinder durch die Savanne. Je mehr Rinder ein Massai hat, als desto reicher gilt er. Und das ist auch genau das Problem. Die immer magerer und auf dem Weltmarkt wertloser werdenden Rinderherden werden immer grösser, die Weideflächen immer kleiner. Das hat zur Folge, dass die Massai auf der Suche nach Grasland immer weiter auch in die Tierschutzgebiete vordringen und damit die Wildtiere vertreiben. Durch das Treiben ihrer riesigen Rinderherden durch die Savannenlandschaft grasen diese immer größere Flächen derart ab, dass nur noch staubiger unfruchtbarer Boden zurückbleibt. Die Folge sind Bodenerosionen infolge von Kratern, die selbst ein geländegängiger Jeep nicht mehr in der Lage ist zu durchqueren.
Wieder einmal stoppt Chombah gefühlvoll seinen Jeep. Wenn Chombah seinen Wagen stoppt und sein Fernglas zur Hilfe nimmt, wissen wir mittlerweile, dass er uns etwas ganz Besonderes zeigen möchte. Löwen, Geparden, Leoparden, oder das für uns nicht wirklich wichtig zu sehende noch nicht entdeckte Big Five Mitglied, das Nashorn.
Vor uns liegen die unendlichen Weiten der hügeligen Savannenlandschaft. Am Horizont entdecken wir einen einzelnen savannentypischen „Akazienbaum“, einsam stehend auf einer kleinen Anhöhe. Nach einer knappen Minute durchs Fernglas schauend legt Chombah dieses gelassen und wortlos auf den Beifahrersitz. Er startet den Motor und steuert unseren Wagen über ein paar staubige Hügel auf die nun gut einen Kilometer vor uns liegende Anhöhe zu.
Einmal mehr scheint Chombah regelrecht gerochen zu haben, wo Besonderes zu finden ist. Unter dem vor uns sich auf der Anhöhe befindenden schattenspendenden Baum erholen sich fünf Geparden von ihrem morgentlichen Jagdausflug.
Erst als das Geräusch Chombah´s gefühlvoll und nahezu geräuschlos an diesen Platz gelenkte Auto erlischt, hebt einer der Geparden kurz den Kopf um dann scheinbar sofort wieder in Tiefschlaf zu fallen. Wir genießen einen kurzen Augenblick die Szenerie, bis uns Chombah zuflüstert, die Tiere wieder ihre Ruhe lassen zu wollen. Rückwärtsentfernend, uns von diesem wunderbaren Anblick verabschiedend verlassen wir den Hügel, dem nächsten Abenteuer entgegensteuernd.
Nach kurzer Fahrt geht es in Schrittgeschwindigkeit weiter. Wir durchfahren ein Flussbett, gesäumt von grünem Bewuchs, soweit wir sehen können. Wasserbüffel stillen ihren Durst. Drei Hyänen wirken auf uns, als wollen sie einen der Wasserbüffel erlegen. Ein scheuer Strauß durchquert die Szenerie.
Warzenschweine laufen aufgeregt durcheinander. Nur wenige Meter weiter begegnen wir einer riesigen Giraffenfamilie. Einundzwanzig langhalsige Geschöpfe ziehen grazil an uns vorbei, lassen uns einmal mehr voller Bewunderung zurück in unserer kleinen Welt.
Wir freuen uns auf Sie.
Ihr Matthias Braun
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